Monatsknobelei 38

Wiederum ist ein Jahr vergangen. Zu Silvester sind wir in uns gegangen und haben - natürlich nur die besten - Vorsätze für das neue Jahr gefasst. Dieses Jahr wird es uns ganz sicher gelingen, diese Vorsätze auch einzuhalten. Früher galt es auch als gesichert - zumindest wollten mir das meine Eltern immer weismachen - dass man das, was man am Silvestertag so trieb, auch im neuen Jahr intensiv betreiben würde. Na ja, ich habe sehr häufig in den ersten Teen-Jahren am Silvesterabend mit meiner Großmutter geschnapst. 

Halt, halt, wenn ich da schrieb "geschnapst", dann meinte ich nicht, dass ich den gleichnamigen starkprozentigen Alkoholika zugesprochen hätte, sondern ich meine damit die Durchführung eines Kartenspiels mit dem Namen Schnapsen. Es ist natürlich nicht auszuschließen, dass dieses Kartenspiel fallweise auch in Verbindung gebracht wird mit dem Konsum von diversen hochgeistigen Getränken, nicht jedoch in diesem Fall. Eine 65jährige Frau und ein 13jähriger Knabe waren über diesen Verdacht doch wohl vollkommen erhaben.

Dieses Schnapsen - ein Spiel, das zu zweit oder zu viert mit 20 Karten gespielt wird - ist in Österreich vom Wirtshaustisch bis ins Wohnzimmer sehr verbreitet. Was den Briten das Bridge-Spiel, den Deutschen der Skat, ist den Österreichern das Schnapsen. Keine Angst, ich will hier keine Spielanleitung für dieses volkstümliche und sehr unterhaltsame Spiel geben, von Spielkarten soll die erste 2003er-Knobelei aber schon handeln. Das Schnapsen kann ja auch zu viert gespielt werden. Diese Variante nennt sich "Bauernschnapsen", was aber nicht heißt, dass nur Angehörige dieses Berufsstands zur Ausübung dieses Spiels berechtigt sind.

Doch nun zur Knobelei: Angenommen, vier Personen sitzen rund um einen Kartentisch um zu Schnapsen. Bei zwanzig Karten bekommt jeder Spieler 5 Stück. Alle Karten werden zu Beginn ausgeteilt. Einer der Spieler teilt, nachdem er gut gemischt hat, die Karten aus. Er gibt dem Spieler, der links von ihm sitzt, die erste Karte, die nächste Karte dem gegenübersitzenden Spieler, die dritte dem rechten Spieler und die vierte sich selbst. Danach geht es in derselben Art und Weise reihum weiter. Irgendwann läutet plötzlich sein Mobiltelefon und er wird in ein längeres Gespräch verwickelt. Die restlichen Spieler nutzen die Zwangspause, um auszutreten oder Getränkenachschub zu besorgen. Als der Geber sein Gespräch beendet hat, weiß er nicht mehr, wem er die letzte Karte gegeben hat. Auch die Mitspieler können sich an nichts mehr erinnern.

Die Frage lautet nun: Wie kann der Geber, ohne dass jemand seine bisher erhaltenen Karten oder den verbliebenen Kartenstapel nachzählt, alle Karten schnell und korrekt austeilen? Korrekt meint, dass jeder genau die Karten bekommt, die er auch ohne Unterbrechung beim Austeilen bekommen hätte.

Lösung

Normalerweise werden die Karten ausgegeben, indem man im Uhrzeigersinn gibt und beim linken Nachbarn beginnt. Die letzte Karte bekommt der Geber selbst, die Vorletzte bekommt sein rechter Nachbar, usw.

Zum selben Ergebnis kommt man aber, wenn man in der genau entgegen gesetzten Reihenfolge gibt, d.h. die erste Karte bekommt der Geber selbst, die zweite Karte bekommt sein rechter Nachbar, die dritte Karte sein Gegenüber, usw. bis zur letzten Karte, die sein linker Nachbar erhält. Dabei muss man allerdings die Karten jeweils von der Unterseite des Pakets nehmen.

In unserem Fall muss der Geber nach der Unterbrechung einfach diese umgekehrte Reihenfolge einhalten. Dadurch ist gewährleistet, dass jeder Spieler genau die Karten bekommt, die er auch bei normalem Austeilen bekommen hätte.