Crazy Didactic - Multimedia-Lernkartei
Wie funktioniert eine Lernkartei?

Als „Erfinder" der Lernkartei gilt der Wissenschaftspublizist Sebastian Leitner, der die Lernkartei – wie er selbst etwas sarkastisch ausführt – „im Zorn über den selbstherrlichen, selbstgefälligen Hochmut, mit dem in aller Welt und auf allen Schulen angeblich untalentierte, unbegabte, ‚dumme' oder ‚faule' Schüler diskriminiert, gedemütigt und ihrer Hoffnungen beraubt werden, als wären sie von Natur aus unverbesserliche Fehlkonstruktionen, der Abfall der Menschheit", entwickelt hat.
(LEITNER, Sebastian, So lernt man Lernen – Der Weg zum Erfolg, 11. Aufl., Verlag Herder, Freiburg im Breisgau, 1995)

Leitners Lernkartei besteht aus einer Schachtel, die in fünf Fächer unterteilt ist.

Dieser „Hardware" steht nun die „Software" in Form von Karteikarten gegenüber. Auf diesen Karten befindet sich auf der Vorderseite eine Frage und auf der Rückseite die dazugehörige Antwort. Der ganze Lernstoff muss in kleine Frage-Antwort-Portionen auf diese Lernkarteikarten aufgeteilt und umgesetzt werden. Dabei sollte aber die Kartenzahl, mit der man beginnt, nicht größer als dreißig bis vierzig sein. Die Karten kommen zu Beginn in das erste und schmalste Fach des Karteikastens, und zwar so, dass die Vorderseite mit den Fragen dem Lernenden zugewendet ist. Damit ist die Lernkartei für den ersten Lernvorgang bereit.

Das Lernen besteht darin, die Fragen mehrmals in sinnvollen Zeitabständen zu wiederholen. Dabei werden jene Fragen, die gewusst werden, immer seltener und jene, die nicht gewusst werden, oft wiederholt. Dadurch wird der zeitliche Lernaufwand minimiert und so das Lernen effizient. Im Detail ist die Vorgangsweise folgende:

Die Fragen, die sich im ersten Fach befinden, werden herausgenommen und der Reihe nach durchgegangen. Zunächst wird versucht, die richtige Antwort zu geben. Danach wird die Karte umgedreht und überprüft, ob die Frage richtig beantwortet wurde. Ist die Antwort richtig, wandert die Frage in das zweite Fach, ist sie falsch, kommt die Karte zurück in das erste Fach. Dabei werden die Karten immer an bereits dort befindlichen Karten hinten angereiht.

Wurden alle herausgenommenen Fragen durchgegangen, kann der Vorgang noch mehrmals wiederholt werden. Erst wenn nur mehr drei Karten im ersten Fach übrig sind, ist die Lernarbeit für diesen Tag abgeschlossen.

Am nächsten Tag kann dann mit den nächsten dreißig bis vierzig Fragen im ersten Fach nach oben beschriebenen Schema weiter gearbeitet werden. Die falsch beantworten Fragen vom Vortag werden beim Durcharbeiten natürlich mit genommen.

Wenn diese Vorgangsweise einige Tagen fortgesetzt wird, füllt sich das zweite Fach immer mehr und irgendwann werden dort keine weiteren Karten mehr Platz finden. Immer wenn dieser Fall eintritt, wird ein Stapel von ca. 1 cm Höhe aus dem zweiten Fach entnommen und durchgearbeitet. Wurde eine Frage richtig beantwortet, wandert sie in das dritte Fach, andernfalls kommt sie zurück in das erste Fach Der Zeitabstand, mit dem Karten im zweiten Fach durchgearbeitet werden, ist also größer als für Fragen aus dem ersten Fach.

Auf ähnliche Art und Weise wird mit dem dritten und vierten Fach verfahren. Immer wenn ein Fach voll ist, wird ein ca. 1 cm hoher Stapel zusätzlich durchgearbeitet. Richtig beantwortete Fragen kommen in das nächste Fach, falsch beantwortete Fragen wandern zurück in das erste Fach.

Wenn das letzte und fünfte Fach zu voll wird und wegen der Durcharbeitung von 1 cm an Fragen wieder etwas Platz geschaffen werden muss, können darin steckende Karten, die dann – um Sebastian Leitner selbst zu Wort kommen zu lassen – „noch fehlerfrei im Gedächtnis haften, ohne Sorge weggeworfen oder verbrannt werden. Sie haben in einem Zeitraum, der nun schon Monate dauert, fünfmal hintereinander in immer größeren Abständen ihre Prüfungen gut bestanden."

Das Besondere an Leitners System ist, dass einmal gelernte Fragen maximal fünf Mal in immer größer werdenden Zeitabständen wiederholt werden. Dadurch ist eine maximale Festigung der Lerninhalte bei minimalem Lernaufwand möglich.

Zusammenfassend kann gesagt werden: